- CBDC's werden im Sprachgebrauch oft mit Kryptowährungen gleichgesetzt. Die oft einzige Gemeinsamkeit ist jedoch das Digitale. Da CBDC's grundlegend anders als Kryptowährungen aufgebaut sind, ist die Gleichsetzung nicht korrekt.
- Digitales Zentralbankgeld wird nicht gemined.
- Bereits bestehende Währungen wie der Euro oder der US-Dollar sind zu einem großen Teil bereits digitalisiert. Die CBDC-Versionen davon sollen jedoch zusätzliche Funktionen und Vorteile wie zum Beispiel günstigere Transaktionsgebühren, Micropayments oder Smart Contracts ermöglichen.
- Die meisten Länder arbeiten an eigenen CBDC's. Entwicklungsländer wie zum Beispiel El Salvador dagegen setzen in manchen Fällen auf bestehende Kryptowährungen wie den Bitcoin.
Wer experimentiert mit einer CBDC oder hat sie bereits eingeführt?
Digitaler Euro in der Europäischen Union
In der europäischen Union wird seit einiger Zeit die Idee eines digitalen Euros verfolgt. Damit soll in erster Linie Schritt mit anderen Ländern gehalten werden, welche ebenfalls auf CBDC's setzen.
Konkrete Pläne zur Einführung gibt es zwar noch nicht, es ist jedoch davon auszugehen, dass es hier bald rasche Fortschritte geben wird. Seit Anfang 2020 beschäftigt sich eine speziell dafür eingerichtete "Task Force" mit dem Thema.
e-Krona in Schweden
Wer die Schweden kennt, weiß, wie wichtig ihnen Tradition und höchste technologische Standards zugleich sind. Wen wundert es da, dass schon lange die Einführung der e-Krona vorbereitet wird.
E-Krona wird offiziell definiert als allgemeines elektronisches Zahlungsmittel, das eine Ergänzung zu Bargeld darstellt.
Tatsächlich ist Schweden wohl das Land weltweit, in dem die Verbannung des Bargelds am meisten vorangetrieben wird.
Kurz gesagt steht Schweden unmittelbar davor, der erste bargeldlose Staat der Welt zu werden. Die e-Krona könnte die dadurch entstehende Lücke im Zahlungssystem Schwedens schließen.
Seit vier Jahren laufen eine Reihe an Testphasen. Dabei soll ermittelt werden, wie eine digitale Zentralwährung mit realem Geld harmoniert und wie die e-Krona sich als Massenzahlungsmittel schlägt.
Das Pilotprojekt wurde bereits mehrfach verlängert. Die ursprünglich für das Jahr 2018 angesetzte Einführung der digitalen Staatswährung gestaltet sich schwieriger als geplant und die Bürger müssen sich gedulden.
Digitaler Yuan in China
Längst hat sich China selbst erneuert und ist zum Vorreiter in Technik und Forschung geworden. Auch Kryptowährungen gehören zum neuen Profil Chinas.
Fast unbemerkt hat das asiatische Land eine Vorliebe für Bitcoins entwickelt. Zwei Drittel aller Bitcoins weltweit werden bereits heute in China geschürft, allerdings nicht vom Staat.
Niedrige Energiepreise und Hochleistungshardware direkt vor der Haustür leisten dem Schürfen Vorschub. Kohle und Windkraft produzieren im Norden und Südwesten Chinas sowie in der Inneren Mongolei den nötigen Strom.
Schon heute sind der Handel mit Bitcoins und dazugehörige Dienstleistungen in China nicht mehr erlaubt. Zu oft wurden die Kryptowährungen dazu genutzt, die Landeswährung zuerst in Bitcoin und dann im Ausland in Euro oder Dollar zu tauschen. So konnten die strengen Kapital-Ausfuhrregeln ausgehebelt werden.
Nun entwickelt die chinesische Zentralbank eine eigene Währung, eine CBDC (Central bank digital currencies) namens digitaler Yuan bzw. digitaler Renmimbi. Die geplante Währungsinnovation Chinas soll verlässlicher und sicherer sein als klassische Kryptowährungen.
Sie wird aktuell getestet und soll bis Ende 2021 eingeführt werden.
Auch Venezuelas Regierung unter Nicolás Maduro will auf den Zug der Digitalwährungen aufspringen.
Vor dem Hintergrund, internationale Finanzierungen begünstigen zu wollen, will Venezuela ein digitales Zahlungsmittel einführen. Der Vorteil eines solchen Zahlungsmittels wäre u. a., dass es nicht unter der Kontrolle der USA stünde. Denn die amerikanischen Sanktionen belasten die Wirtschaft Venezuelas.
Petro oder auch Petromoneda heißt die 2018 eingeführte CBDC. Sie soll offenbar nicht alleine bleiben.
Nach Ankündigung von Nicolás Maduro solle eine weitere Kryptowährung entwickelt werden, die bereits den Namen Petro Gold trägt. Diese werde gestützt durch Venezuelas Edelmetallreserven.
Zudem sei bereits eine durch die neue Währung Petro finanzierte Krypto-Bank im Aufbau.
Bitcoin in El Salvador
Auch El Salvador will sich am Schürfen staatlicher Kryptowährungen beteiligen.
El Salvadors Präsident Nayib Bukele will die Innovation im Zahlungsverkehr mit einer Innovation in der Herstellung verbinden: Das äußerst energieintensive Schürfen der Kryptowährung will er statt mit Energie aus der Steckdose mit Energie aus Vulkanen speisen. Sauber, klimaneutral, erneuerbar.
Dass es ihm ernst ist, beweist der Präsident El Salvadors mit seinem Auftrag an den geothermischen Stromkonzern LaGeo. Dieser staatliche Konzern hat die Aufgabe, den Plan auszuarbeiten.
An aktiven Vulkanen mangelt es dem Land nicht. An Innovationskraft offenbar auch nicht.
El Salvador sollte das erste Land der Welt mit Bitcoins als gesetzlichem Zahlungsmittel werden. Sogar Steuern sollen in Bitcoin bezahlt werden können.
Und tatsächlich hat die Regierung den Bitcoin als offizielles Zahlungsmittel El Salvadors anerkannt. Das Ganze wird technisch durch "Strike" sowie das Lightning-Network umgesetzt.
Damit will man die Attraktivität des Landes als Wirtschaftsraum steigern. Zudem rechnet die Regierung El Salvadors mit einem positiven Schub auf dem Arbeitsmarkt.
Calibra in den USA durch Facebook
Mark Zuckerberg redet nicht lange herum, wenn es um sein Engagement für eine digitale Währung geht.
Kunden sollten bei Libra von einem herkömmlichen Girokonto Geld auf Calibra überweisen, der digitalen Facebook-Brieftasche. In Calibra hätte der Nutzer sein Geld in Libra-Euro, Libra-Dollar oder andere Libra-Währungen tauschen können.
Dafür hat Zuckerberg bislang allerdings kaum positives Feedback bekommen. Ganz im Gegenteil. Liefen doch Politiker und Notenbankchefs gemeinsam Sturm gegen das Vorhaben.
Auch wichtige Partner wie Visa und Mastercard sprangen wegen bestehender Datenschutzbedenken ab.
Die Folge: Facebook modifizierte das Konzept für Libra in den am heftigsten kritisierten Punkten und gab dem Projekt einen neuen Namen. Aus Libra wurde Diem.
Nun soll Diem Ende des Jahres Realität werden. Durch die Kopplung an den US-Dollar soll die Facebook-Währung weniger volatil sein. Herausgeber ist Silvergate, eine in Kalifornien beheimatete Firma.
Zugute kommt Facebook, dass das Unternehmen vorhat, sich bei FinCen, das zum amerikanischen Finanzministerium gehört, registrieren zu lassen.
Ob das die 2,8 Milliarden Facebook-Nutzer und hierzulande die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungen (BaFin) überzeugt, wird sich zeigen.
eCFA in Senegal
Mit wenig öffentlichkeitswirksamer Publicity, dafür mit umso mehr Zielstrebigkeit hat der Senegal bereits in 2016 seine digitale Währung eCFA publiziert. Damit ist der eCFA eine der ersten offiziellen Digitalwährungen weltweit.
Der eCFA wurde in Zusammenarbeit der Banque Régionale de Marchés (BRM) mit dem Start-up eCurrency Mint Limited entwickelt. eCurrency Mint Limited unterstützt Staaten und Kreditinstitute bei der Entwicklung und Herausgabe ihrer eigenen Währungen.
Die digitale Währung darf nur von einem befugten Finanzinstitut ausgegeben werden. Das Zahlungsmittel sei sehr sicher und transparent.
Erweist sich eCFA in der Praxis als effizient, könnten auch Burkina Faso, Niger, Mali, die Elfenbeinküste und andere Mitgliedstaaten der Westafrikanischen Wirtschafts- und Währungsunion (WAEMU) davon profitieren und das Konzept übernehmen.
eDinar in Tunesien
Noch früher als der Senegal begann Tunesien eine auf der Blockchain basierende nationale Währung zu entwickeln.
Schon seit 2015 gibt es Bemühungen, den eDinar, auch als Digicash und BitDinar bekannt, auszugeben. Nutzer könnten via Smartphone Geld transferieren, Überweisungen durchführen und Waren- und Dienstleistungen bezahlen.
Transaktionsgebühren von maximal einem Dinar sind bereits inkludiert.
Jetzt steht der e-Dinar offenbar kurz vor der Einführung und soll vom russischen Unternehmen Universa Blockchain betrieben werden.
Souverein auf den Marshallinseln
Während man in Ländern wie Deutschland für eine staatliche Kryptowährung keine Zukunft sieht, steht eine überschaubare Präsidialrepublik wie die Marshallinseln kurz vor der Einführung ihrer eigenen CBDC.
Die erforderlichen Gesetze sind bereits seit 2018 in Kraft.
Neben dem US-Dollar als offiziellem Zahlungsmittel wird es ein weiteres gesetzliches Zahlungsmittel, den Sovereign (SOV) geben. Dessen Angebot wurde von der Regierung auf 24 Millionen Token begrenzt, um eine mögliche Inflation zu vermeiden.
Die innovative Währung wurde in Zusammenarbeit mit Neema, einem israelischen Start-up, entwickelt. Die technologische Basis stellt Algorand Inc., während die Entwicklung des Blockchain von SFB Technology übernommen wird.
Wie ernst es der Regierung ist, zeigt auch der gestartete Vorverkauf des Sovereign (SOV).
Dinero Electronico Ecuador
Schon in 2014 begann Ecuador damit, sich mit Kryptowährungen zu beschäftigen und kündigte die Entwicklung eines Dinero Electrónico (DE) an.
Tatsächlich erreichte das Land Pionierstatus, da der Dinero Electrónico schon seit dem 23.12.2014 als Zahlungsmittel eingesetzt werden konnte. Auch Geldtransfer über eine mobile App waren bereits möglich.
Als Grund für das Engagement in digitale Währungen gab die Regierung an, sie wolle das auf US-Dollar basierende Währungssystem stützen. Zudem hoffte die Regierung, die Armut mithilfe der Digitalwährung zu reduzieren.
Das Vorhaben scheiterte jedoch an der zu geringen Nutzeranzahl. Von ca. 402.000 eröffneten Konten blieben gut 71 % ungenutzt.
Estcoin in Estland
Die ersten zaghaften Gehversuche Estlands in Richtung einer eigenen Währung namens Estcoin wurden bereits früh aufgegeben. Der Grund: Estland gehört zur EU und deren Währung ist ausschließlich der Euro. Das betonte in diesem Zusammenhang auch die Europäische Zentralbank (EZB).
Estland stoppte daraufhin die Entwicklung des Estcoin.
Inzwischen hat sich die Haltung der Europäischen Zentralbank (EZB) zu diesem Thema liberalisiert. Jetzt ist der E-Euro das Ziel der estnischen Bemühungen.
Die estnische Zentralbank Eesti Pank hat ein Projekt gestartet, das die technologischen Möglichkeiten ausloten soll.
Um größtmögliche Sicherheit zu gewährleisten, soll eine dezentrale Blockchain, die bereits vohandene KSI-Blockchain des Landes die Basis für den estnischen E-Euro bilden.
Das Problem: Diese Blockchain ist jedoch Datenspeicher für alle Daten der Bürger Estlands. Datenschutz wäre hier kaum möglich.
Planungen in der Schweiz
In der Schweiz war man sich lange nicht einig über den richtigen Weg. Während auf der einen Seite Kryptowährungen von Politik und Wirtschaft forciert wurden, hatten einige Institutionen ihre Zweifel daran. Die Einführung eines E-Franken war damit frühzeitig vom Tisch.
Nun startet die Schweiz gemeinsam mit Frankreich einen neuen Vorstoß. Das Ziel: Geschäftsbanken beider Länder sollen Kreditgeschäfte mit einer digitalen Währung (CBDC) abwickeln können.
Dafür arbeiten die Banque de France und die Schweizerische Nationalbank mit den Großbanken UBS und Credit Suisse auf der schweizerischen sowie Natixis auf der französischen Seite zusammen.
Beide Staaten sehen die Vorteile einer staatlichen Digitalwährung in einem Höchstmaß an Sicherheit und Effizienz. Ihre Notenbanken werden dabei die Hoheit über die CBDC behalten.
Ablehnung in Hongkong
Ahnlich wie die Schweiz und Deutschland hat sich Hongkong gegen eine eigene Digitalwährung entschieden.
Während man sich auf dem chinesischen Festland die Zukunft nur mit CBDCs vorstellen kann, lehnt die Sonderverwaltungszone Hongkong sie ab. Begründung: Man habe bereits eine ausreichende Anzahl unterschiedlichster Zahlungsmittel.
Daher sind das Komitee für Zahlungen und Marktinfrastruktur (CPMI) und das Marktkomitee (MC) der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich zum Ergebnis gekommen, dass eine weitere Währung nur bestehende Zahlungsmittel imitieren würde.
Da eine digitale Zentralbankwährung dem bestehenden Portfolio nicht überlegen sei, werde in absehbarer Zeit keine CBDC herausgegeben.
Bitcoin in Japan
Die Bedenken Japans gehen in eine andere Richtung. Deren Regierung hat Angst, dass durch die Einführung einer digitalen Zentralbankwährung das bestehende Finanzsystem ins Wanken geraten könnte.
Und das, obwohl in Japan Bitcoin bereits offizielles Zahlungsmittel ist.
Die Zentralbank von Japan lehnt dennoch die Idee einer eigenen CBDC ab. Zu groß ist offenbar das Risiko, dass Kunden ihre Konten direkt bei der Zentralbank eröffnen könnten. Das würde das Finanzsystem des Landes stören.